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Camino Frances und Camino Finisterre (ES)

Der Jakobsweg in Spanien, auch bekannt als der Camino de Santiago oder Camino Frances, erstreckt sich über eine Strecke von mehr als 700 km und führt Pilgernde durch die atemberaubende Landschaft Nordspaniens, von den Pyrenäen bis nach Santiago de Compostela. Benannt nach dem Apostel Jakobus, bietet dieser historische Pilgerpfad eine faszinierende Reise durch Jahrhunderte der Geschichte, Spiritualität und Kultur. Entlang des Weges finden Pilger eine Fülle von spirituellen Stätten, historischen Klöstern und beeindruckenden Kathedralen, die eng mit der Tradition und Legende des Heiligen Jakobus verbunden sind. Die Landschaft variiert von majestätischen Bergen über sanfte Hügel bis hin zu idyllischen Dörfern, was zusammen mit der reichen kulinarischen Tradition der Region den Jakobsweg zu einem unvergesslichen Abenteuer macht. Die ideale Zeit für diese Pilgerreise erstreckt sich von Frühling bis Herbst, wobei eine angemessene körperliche Vorbereitung empfehlenswert ist, um die Herausforderungen des Weges zu bewältigen.

Der Camino Finisterre, auch bekannt als der Jakobsweg nach Finisterre, ist eine faszinierende Pilgerstrecke in Spanien, die von Santiago de Compostela zum Kap Finisterre führt. Dieser Weg erstreckt sich über etwa 90 Kilometer. Das Kap Finisterre, das einst als "Ende der Welt" galt, bietet den Pilgern einen dramatischen Abschluss ihrer Reise, während sie den majestätischen Sonnenuntergang über dem Atlantik betrachten. Viele Pilger wählen diesen zusätzlichen Weg, um ihre Reise auf dem Camino de Santiago zu vervollständigen und einen Moment der Reflexion und des Abschlusses zu erleben.

Planung und Vorbereitung

Da es mein erster Weitwanderweg war und ich gut vorbereitet sein wollte, insbesondere aber meine Schuhe und Socken gut eingelaufen wissen wollte, habe ich zirka 3 Monate vor Start mit der Vorbereitung begonnen. Ich bin jedes Wochenende einen Stadtwanderweg gegangen - habe mit 10-15 km angefangen und habe mich dann auf 25 km gesteigert. Am Ende hatte ich auch immer einen Rucksack dabei, der mein Packgewicht simulierte (ca. 6 kg). Auch wenn der Jakobsweg jetzt keine extreme körperliche Anstrengung beinhaltet, so fand ich die Vorbereitung doch sehr hilfreich - einmal zu spüren, wie sich 20 und 25 km in den Beinen anfühlen, zu wissen, ob ich in Pausen die Schuhe ausziehen oder lieber anlassen sollte und um sicherzugehen, dass Schuhe und Rucksack passen. 

Die beste Zeit für den Jakobsweg ist der Frühling und der Herbst, da es im Sommer schon sehr heiß werden kann. Ich war im September unterwegs und würde den September auch absolut empfehlen. Es ist etwas ruhiger, die Temperaturen gemäßigter aber das Wetter immernoch traumhaft schön. Ich hatte besonders Glück und insgesamt nur 2 Regentage. 

Der Weg ist je nach Etappe stark oder sehr stark begangen. In den allermeisten Ortschaften am Weg gibt es Pilgerunterkünfte (privat und öffentlich) und Bars und Restaurants. Eine Buchung der Unterkünfte ist also nicht notwendig und so kann man je nach Tagesform längere oder kürzere Etappen einlegen. Es empfiehlt sich aber eine grobe Etappenplanung zu haben. In größeren Städten habe ich mir meist einen Tag vorher ein Hotel gebucht und gegönnt, um einmal in Ruhe duschen und meine Kleidung waschen zu können. Aufgrund der relativ hohen Frequentierung und der tollen Beschilderung eignet sich der Weg auch für Solo-Pilgernde. 

Buchtipp: Für die Vorbereitung und zum Mitnehmen empfehle ich aus der Reihe OUTDOOR Jakobsweg. In Vorbereitung hat mir auch das Buch von Hape Kerkeling viel Freude bereitet.

Etappen und Dauer

Theoretisch kann man den Jakobsweg ja von überall starten. Typischer Start für die meisten Pilger:innen ist Saint-Jean-Pied-de-Port in Frankreich. Von dort sind es zirka 770 km nach Santiago de Compostela.

Ich hatte mir damals 4 Wochen Zeit genommen für meinen Jakobsweg und wollte unbedingt auch die Strecke von Santiago nach Fisterra gehen. Damit hat sich für mich der Startpunkt Logrono ergeben. Wir sind mit dem Flugzeug nach Bilbao geflogen und von dort mit dem Mietauto nach Logrono. 

Meine Etappen:

Tag 1: Logrono - Azofra (36 km)

Tag 2: Azofra - Redecilla del Camino (28 km)

Tag 3: Redecilla del Camino - San Juan de Ortiga (37 km)

Tag 4: San Juan de Ortiga - Burgos (28 km)

Tag 5: Burgos - Hontanas (32 km)

Tag 6: Hontanas - Fromista (36 km)

Tag 7: Fromista - Carrion de los Condes (20 km)

Tag 8: Carrion de los Condes - Sahagun (41 km)

Tag 9: Sahagun - Mansilla de las Mulas (40 km)

Tag 10: Mansilla de las Mulas - Leon (20 km)

Tag 11: Leon - Hospital de Orbigo (36 km)

Tag 12: Hospital de Orbigo -  Astorga (18 km)

Tag 13: Astorga - Foncebadon (27 km)

Tag 14: Foncebadon - Ponferrada (26 km)

Tag 15: Ponferrada - Villafranca del Bierzo (25 km)

Tag 16: Villafranca del Bierzo - O Cebreiro (30 km)

Tag 17: O Cebreiro - Triacastela (22 km)

Tag 18: Triacastela - Sarria (19 km)

Tag 19: Sarria - Gonzar (31 km)

Tag 20: Gonzar - Melide (33 km)

Tag 21: Melide - Santa Irene (31 km)

Tag 22: Santa Irene - Santiago de Compostela (24 km)

Tag 23: Santiago de Compostela

Tag 24: Santiago de Compostela - Negreira (23 km)

Tag 25: Negreira - Olveiroa (34 km)

Tag 26: Olveiroa - Fisterra (33 km)

Typische Etappen: 

Tag 1: Saint-Jean-Pied-de-Port -  Roncesvalles (25 km)
Tag 2: Roncesvalles - Zubiri (21 km)
Tag 3: Zubiri - Pamplona (20 km)
Tag 4: Pamplona - Puente la Reina (23 km)

Tag 5: Puente la Reina - Estella (21 km)
Tag 6: Estella - Los Arcos (21 km)
Tag 7: Los Arcos - Logroño (28 km)

Tag 8: Logroño - Nájera (26 km)
Tag 9: Nájera - Santo Domingo de la Calzada (22 km)
Tag 10: Santo Domingo de la Calzada - Belorado (23 km)
Tag 11: Belorado - San Juan de Ortega (23 km)
Tag 12: San Juan de Ortega - Burgos (24 km)
Tag 13: Burgos - Hornillos del Camino (20 km)
Tag 14: Hornillos del Camino - Castrojeriz (20 km)
Tag 15: Castrojeriz - Frómista (25 km)
Tag 16: Frómista - Carrión de los Condes (19 km)
Tag 17: Carrión de los Condes - Sahagún (39 km)
Tag 18: Sahagun - Reliegos (30 km)
Tag 19: Reliegos - León (25 km)
Tag 20: León - Villadangos del Páramo (20 km)
Tag 21: Villadangos del Páramo - Astorga (27 km)
Tag 22: Astorga - Rabanal del Camino (20 km)
Tag 23: Rabanal del Camino - Ponferrada (32 km)
Tag 24: Ponferrada - Villafranca (21 km)
Tag 25: Villafranca del Bierzo - O Cebreiro (30 km)
Tag 26: O Cebreiro - Triacastela (21 km)
Tag 27: Triacastela - Sarria (24 km)
Tag 28: Sarria - Portomarin (21 km)
Tag 29: Portomarin - Palas de Rei (24 km)
Tag 30: Palas de Rei - Arzúa (29 km)
Tag 31: Arzúa - O Pedrouzo (19 km)
Tag 32: O Pedrouzo - Santiago de Compostela (19 km)

Equipment und Packen

Das Equipment entspricht dem typischen Camino-Equipment. Dazu gehören ein Schlafsack und ein Hüttenschlafsack, Wanderstöcke und 2 Wasserflaschen zum Auffüllen bei den zahlreichen Brunnen.

Oben auf der Seite findest du meine Packliste für Caminos als Checkliste. Öffne sie gerne im Browser, bearbeite das PDF oder druck dir die Liste aus. Wenn ich bei einzelnen Items eine konkrete Empfehlung abgebe und Produkte verlinke, dann habe ich dazu sehr viel Research betrieben und bin sehr zufrieden. Wenn bei Items "Zum Beispiel" dabei steht, dann ist die Differenzierung normalerweise nicht so groß oder ich habe ein ähnliches Produkt. Ich bestelle mein gesamtes Equipment online und kann folgende Seiten sehr empfehlen: campz, bergzeit, trekking-lite und amazon.

Mein Jakobsweg| 2015

Relativ schnell hat sich die Idee für mich gefestigt, nach dem Abschluss meines Masterstudiums und vor Arbeitsbeginn den Jakobsweg zu gehen. Wann hat man denn sonst noch einmal die Gelegenheit, 4 Wochen am Stück einfach nur zu gehen? Und was für eine wunderbare Entscheidung das war - was für ein wunderbares Erlebnis und der Start meiner ungebrochenen Weitwanderliebe. Der Jakobsweg ist und wird immer ein ganz besonderes Erlebnis für mich bleiben. Es ist schwer zu beschreiben, was der Weg mit einem macht, das kann man nur selbst erleben. Und das Erleben kann ich nur aus tiefstem Herzen empfehlen. 

Die ersten Tage war ich mit meinem Vater unterwegs, der zu diesem Zeitpunkt schon seit einigen Jahren an seinem Projekt Jakobsweg von zu Hause bis nach Santiago de Compostela dran war und mir somit die perfekte Einführung ins Pilgern ermöglichte. 

 

Mit dem Flugzeug geht es für uns über Düsseldorf von Wien nach Bilbao und von Bilbao mit dem Mietauto nach Logrono. Am Abend erkundigen wir noch die Stadt, bekommen in einer der Kirchen ganz ungeplant unseren ersten Pilgersegen und holen uns den ersten Stempel ("sello") für unseren Pilgerausweis.

 

Tag 1 | Logrono -  Azofra

Am 1. September starten wir ins Abenteuer. Immer wieder entscheiden wir uns noch einen Abschnitt und noch einen Ort hinzuzufügen und so wird unser erster Tag 36 km lang und bringt uns über Navarrete, Ventosa und Najera und durch schöne Weinfelder schließlich nach Azofra. Am Weg treffen wir Mirra aus Irland und Ronald aus Kanada. Für die Nacht bekommen wir eine recht gemütliche 2er Koje und zum Abendessen unser erstes Pilgermenü. 

Tag 2 | Azofra - Redicella del Camino

Tag 2 bringt uns über Santo Domingo de la Calzada und Granon nach Redicella del Camino. In Santo Domingo de La Calzada besuchen wir die Kathedrale. In der Kathedrale befindet sich ein um 1460 erbauter Hühnerkäfig, der wohl immer einen weißen Hahn und eine weiße Henne beherbergt. Grundlage des ungewöhnlichen Brauchs ist die Legende des Hühnerwunders. Für uns lassen sich die beiden nicht blicken, dafür versöhnt uns aber der Blick vom Kirchturm und die folgende Pizza. Heute treffen wir wieder auf Mirra, ein amerikanisches Paar und eine Gruppe junger Pilger, außerdem haben wir unsere erste Begegnung mit einem Wiener fellow Pilger. 

Tag 3 | Redicella del Camino - San Juan de Ortiga

Unser dritter Tag führt uns 37 km durch die Ortschaften Viloria, Villamayor, Belorado, Tostantos, Villambistia, Espinosa del Camino, Villafrancia Montes de Orca bis San Juan de Ortiga, wo wir zum ersten Mal in einem Kloster übernachten. Dafür, dass die Zimmer hier gut 100 Betten fassen, sind alle Pilger unglaublich diszipliniert und achten aufeinander. Zu den spannendsten Begegnungen zählt heute ein Pilger, der komplett barfuß und schweigend unterwegs ist und sich scheinbar durch Mitarbeit die Schlafstätten finanziert. Zu Beginn erscheint uns dieser sehr seltsam, weil er nicht grüßt und auf unsere Kontaktaufnahme reagiert - schnell verstehen wir aber seine Mission. Zudem lernen wir an diesem Abend Christopher und Sophie kennen, die gerade ihre Schule abgeschlossen haben und mit beeindruckendem Tempo unterwegs sind.  Die beiden Deutschen sollte ich die kommenden Tage noch öfter sehen. 

Tag 4 | San Juan de Ortiga - Burgos

Tag 4 ist zugleich der letzte ganze gemeinsam mit meinem Vater. Wir starten recht früh und wandern durch Ages, Atapuerca, Orbaneja de Ripico und landen schließlich in der ersten größeren Stadt - Burgos. Der Weg in die Stadt zieht sich gewaltig, aber immerhin werde ich mit einem Hotelzimmer aka einer Badewanne belohnt. Zum Abschluss unserer gemeinsamen Tage geht es für uns in eine Tapas-Bar. Die vegetarischen Sandwiches beinhalten damals in Spanien noch Schinken ("das ist doch kein Fleisch"), aber davon lasse ich mir auch nicht die Laune verderben. In Burgos treffen wir auch wieder auf Christopher, der an diesem Tag ebenfalls 28 km absolviert. 

Tag 5 |  Burgos - Hontanas

Wir starten wieder früh und gönnen uns in Tardajos Frühstück gemeinsam mit Christopher und Jean-Marie. Weiter geht es über Rabe de las Calzadas bis Hornillos del Camino, die letzte Station für meinen Vater. Wir verabschieden uns und ich starte meinen Gewaltmarsch durch die Maseta. Am Abend koche ich mit Christoper und wir treffen auch wieder auf Jean-Marie, Mirra und "Asterix", welche wir bereits am ersten Tag unserer Pilgerreise kennengelernt hatten. Ich stelle fest - so richtig alleine werde ich hier wohl nie sein. 

Tag 6 | Hontanas - Fromista

Heute starte ich früh in den Tag. Durch den frühen Start spule ich an diesem Tag auch wieder 36 km ab und irgendwie wird er zu einem meiner Lieblingstage am Weg. So anstrengend die ewig lange Strecke auch ist, so sehr genieße ich die Sonne im Rücken und die Weite vor mir. In Fromista gibt es wie fast schon gewohnt einen Pilgersegen inklusive einem kleinen Geschenk und ein schönes Marien-Lied. Schon schön, wie es die Kirche es schafft, dass man sich hier so schnell aufgehoben und wertgeschätzt fühlt - auch ich, die sonst eher weniger mit der Institution anfangen zu weis. 

Tag 7 | Fromista - Carrion de los Condes

Heute starte ich den Weg mit Jean-Marie und ende ihn mit Sophie & Chris. In Carrion de los Condes besuche ich das Kloster und eine Messe und denke mir "man kann sich überall zu Hause fühlen". Der Tag ist nur 20 km lang, führt durch Felder die in der Sonne schön rotgold leuchten. 

Tag 8 | Carrion de los Condes - Sahagun

Heute starte ich bereits um 06:00 um möglichst früh durch die Meseta und den als "härtesten Teil" kolpoltierten Abschnitt zu kommen. In der Meseta treffe ich Conor & Katherina aus Australien und Luigi aus Italien. Gegen Abend dann lerne ich den Schweizer Peter kennen, den ich noch öfter treffen werde und der mich ein Stück des Weges begleiten wird. Dank des frühen Startes und der Tatsache, dass ich nach einer Woche gut eingegangen bin, schaffe ich heute mit 41 km einen neuen Rekord. 

Tag 9 | Sahagun - Mansilla delas Mulas

Auch am Ende des Tages 9 sollte eine 4 vor der Kilometerabrechnung stehen - heute waren es wieder 40 km. Von Sahagun geht es über Bericanos del Real Camino, El Burgo Ranero und Reliegos nach Mansilla de las Mulas. Ich verbringe den ganzen Tag mit Peter und wir amüsieren uns prächtig - unser Lieblingsthema - das Essen. Aber auch über das Leben sollten wir uns unterhalten und es beeindruckt mich wie schnell man hier ganz ungezwungen mit Menschen tiefschweifende Gespräche führen kann. 

Tag 10 | Mansilla delas Mulas - Leon

Auch Tag 10 gehe ich mit Peter. Der Weg zieht sich, auch wenn wir heute nur 20 km bis Leon vor uns haben. Bei einer Pause bekomme ich ein Eiswasser zum Abkühlen meiner Füße - wunderschön überraschend und aufmerksam sind so einige Bar-Eigentümer hier. Wirklich schön. In Leon besichtigen wir die Katherale und ich gönne mir wieder ein Hotel - wie in jeder "Großstadt". Leon ist eine sehr nette Stadt und ich bin froh, dass ich Zeit habe sie etwas zu genießen.

Tag 11 | Leon - Hospital de Orbigo

Tag 11 bringt 36 km und eine Erweiterung meiner kleinen Pilgergruppe. Peter und ich schließen uns Kevin Pascale und Martin an. Am Weg erleben wir ein schönes Gitarrenkonzert und ich erkenne den Camino mit den Begegnungen, Auf und Abs immer mehr als Symbol für den Lebensweg. 

Tag 12 | Hospital de Orbigo - Astorga

Auch Tag 12 verbringe ich mit der Gruppe und am Weg lernen wir Marie-Anne, eine Dänin kennen. Der Tag ist auch geprägt von einem sehr mulmigen Gefühl - überall hängen Fotos einer vermissten Pilgerin und auch Astorga selbst hat etwas gespenstisches für mich - vielleicht ist auch Paolo Coelho schuld. Da ich aber etwas zu schnell für meinen Plan unterwegs bin, entscheide ich mich in Astorga zu bleiben und verabschiede mich von meiner liebgewonnen Gruppe. Das schöne ist, die Bekanntschaften sind hier so schnell geschlossen und auch gleich so tief und dennoch ist immer ein Abschied und Auf Bald möglich - ebenso schnell und unkompliziert. Ich besichtige den Gaudi Palast, die Kathedrale und eine Messe in einem konservativen Convento. Ich treffe wieder auf meinen italienischen Freund Luigi und besorge mir Süßigkeiten. Der Tag erinnert mich nicht nur an Paolo Coelho sondern auch Hape Kerkeling - denn in meinem Schlafsaal werde ich mit der italienischen Version von Schnabbel und Gerd "beglückt". 

Tag 13 | Astorga - Foncebadon

Am nächsten Tag ist das Wetter zwar nicht so perfekt wie an den Vortagen und er startet etwas beunruhigend mit Polizeilicht und Absperrband, aber meine Stimmung geht dennoch etwas nach oben. Nach ca. 5 km gibt es ein fantastisches Frühstück in einem sehr lieben Cafe - mit so viel Auswahl wie selten, ich wandere durch schöne Ortschaften und erlebe in Foncebadon wieder eine schöne Gemeinschaft. Wir sitzen am Kamin, ich lernen Klaus, Französinnen, Koreanerinnen und Südtiroler kennen und treffe auf den radfahrenden Iren, den ich schon vor ein paar Tagen getroffen hatte. Die Wohnzimmeratmosphäre und Schnäpse tun gut nach diesen beunruhigenden zwei Tagen. 

Tag 14 | Foncebadon - Ponferrada

Auf Tag 14 hatte ich mich schon länger gefreut, den er hält das besondere Erlebnis des Cruz de Ferro bereit. Der Tag startet wieder mit Regen, es ist recht dunkel, aber ich bemerke am Weg zum Kreuz, wie mich Schmetterlinge begleiten. Sie fliegen immer wieder ein paar Meter vor, warten auf mich und wiederholen das Spiel über einige Kilometer. Es ist schon verrückt, wie aufmerksam und aufnahmefähig man durch das Gehen wird. Am Cruz de Ferro lege ich, wie es die alte Pilgertradition vorsieht, einen Stein ab und erfahre von Klaus, dass er den Weg für eine verstorbene Freundin geht und für diese ebenfalls etwas ablegt. Der Ort hat etwas ganz besonderes - insbesondere wenn man bedenkt, dass hier seit vielen Jahrhunderten Pilgernde Steine ablegen.  Ein sehr emotionaler Moment für mich. In Ponferrada kocht Klaus für uns - mich, Steffen und Emanuel, alles Deutsche und wir trinken das eine oder andere Gläschen Wein. 

Tag 15 und Tag 16 | Ponferrada - Villlafranca del Bierzo

Um 06:20 werden wir vom Hospitalero geweckt. Ich lasse mich aber nicht stressen, verlasse die Unterkunft und starte etwas langsamer in den Tag. Ich gönne mir ein schönes Frühstück in Ponferrada und skype mit meiner Mutter (2015 war ich noch auf Wifi angewiesen und so die meiste Zeit abgeschnitten von der Welt abseits des Caminos). Heute sollte ich Dominik und eine Japanerin kennenlernen ("you are walking fast"), besuche eine Ausstellung und gehe wieder ein Stück im Regen. Ich fühle mich heute nicht so fit - mache also nur 9 km und übernachte in Camponaraya. Die Nacht ist mies - es ist sehr heiß und ich schlafe kaum.

Am nächsten Tag mache ich dann die übrigen 14 km nach Villafranca del Bierzo. Ich besichtige eine Kirche, lese ein Buch und besorge mir Essen im Supermarkt. 

Tag 17 | Villlafranca del Bierzo - O Cebreiro

Irgendwie fühle ich mich nach wie vor etwas unwohl ob der vermissten Pilgerin und entscheide mich heute früh anderen Pilgern zu folgen - ich gehe immer einige Meter hinter ihnen. Ich entscheide mich deshalb auch für die Hauptstrecke und nicht für die wohl landschaftlich schönere Alternative und fühle mich an Hape Kerkerling und seine Schimpftriaden gegenüber den LKW-Fahrern erinnert. Schön langsam gewinne ich dann auch wieder Freude am gehen. Ich komme an schönen Kirchen vorbei und kann die Gruppe an kanadische Jakobsweg-Touristen mit ihren Tagesrucksäcken sogar etwas belächeln. Die heutige Etappe ist wieder eine "normale". Ich spule 30 km ab und komme als eine der ersten Pilgerinnen am O'Cebreiro an, wo ich mir ein nettes Zimmer sichere. In einem Souvenirshop treffe ich zufällig auf Klaus, der am O'Cebraio einen extra Tag eingelegt hatte um seine Kleidung zu trocknen. Wir verabreden uns zur Messe und zum Abendessen und ich esse meine erste Tarta de Santiago. 

Tag 18 | O Cebreiro - Triacastela

Die Highlights des Tag 18 inkludieren die Walddurchwanderung mit drei sehr netten Kanadiern und das Frühstück mit 3 weiteren Kanadiern (Kim, Trisha und Jason), die sehr sympathisch und lustig sind. Außerdem hält der Tag schöne Ausblicke bereit. Die Bustoursiten mit ihren Tagesrucksäcken sollten jetzt - relativ kurz vor Santiago de Compostella immer mehr werden, wir "echte" Pilger bleiben da aber lieber unter uns. 

Tag 19 | Triacastela - Sarria

Tag 19 führt über Calvor und Aguiada nach Sarria. Ich starte entspannt in den Tag, lerne einen Briten kennen und treffe auf Kim & Co in Sarria. Meine Unterkunft ist mäßig toll, aber immerhin gibt es ein 2-Bett-Zimmer. Ich besichtige das Kloster da Magdalena und eine Bar und warte auf meinen Begleiter für die letzten 7 Tage. Gemeinsam gönnen wir uns ein italienisches Pilgermenü im Garten eines netten Lokals und werden sogar mit einem Feuerwerk überrascht. 

Tag 20 | Sarria - Gonzar

Auch wenn es eine Umstellung ist  - nach knapp 2 Wochen "allein", so wandert es sich zu zweit auch wieder gut. Zu den Highlights heute zählen das Reinstarten in den Sonnenaufgang, eine Begegnung mit einer Frau, die mit Esel unterwegs ist und ein großes Frühstück mit allem was dazugehört - café con leche, zumo de naranja y un bocadillo. Die Bestellung geht mittlerweile schon sehr leicht von den Lippen. Das letzte Stück ist sehr heiß - aber das Pilgermenü belohnt uns für unsere Anstrengungen und 31 km in Gonzar. 

Tag 21 | Gonzar - Melide

Tag 21 ist mein Geburtstag und ich werde beim ausgiebigen Frühstück mit Briefen aus der Heimat und einem Stück Torte überrascht - sogar die Geburtstagskerze war miteingepackt. Mittags gibt es auch endlich wieder mein Lieblingsmittagessen - Tortilla! Im Melide gönnen wir uns zur Feier des Tages ein schönes Hotel und es gibt Pizza.  

Tag 22 | Melide - Santa Irene

Der Tag heute führt uns durch wunderschöne und wohlriechende Eukalyptuswälder. In Santa Irene haben wir uns eine nette Privatherberge gebucht, wir essen mit einer Gruppe von Deutschen und gönnen uns noch einen Drink in der Bar. 

Tag 23 | Santa Irene - Santiago de Compostela

Kaum fassbar, aber so steht heute schon der letze Tag des Hauptweges an. Ich überlege noch ob wir am Monte do Gozo übernachten und dann am nächsten Tag in aller Ruhe und mit Sonnenaufgang den Einzug nach Santiago zelebrieren, aber wir sind zu früh dran und die Unterkunft ist nur mäßig einladend bzw. gar nicht vorhanden. Und so geht es dann doch direkt und in Summe mit 24 km auf den Platz der Kathedrale. Ich stehe vor der schönen Kirche, die leider eingerüstet ist und bin dankbar und auch ein wenig enttäuscht. Ich muss feststellen, es geht nicht so sehr um das Ankommen - es geht um den Weg und alle Erlebnisse entlang des Weges.  Und das ist doch am Ende eine schöne Erkenntnis. Nichtsdestotrotz darf man das Ziel feiern und das tun wir dann auch bei einem Bier und mit unseren geschundenen Füßen in Flip-Flops. Wir besuchen die Pilgerabendmesse, die schon besonders ist aber am Ende in keinster Weise mit den intimen, berührenden Messen entlang des Weges mithalten kann und holen uns die Pilgerurkunde die unsere Leistung bestätigt. 

Tag 24 | Santiago de Compostela

Tag 24 ist ein Pausentag und wir verbringen ihn mit Shoppen, Besichtigen, dem Lauschen von Straßenmusik und wie könnte es anders sein - viel essen. 

Tag 25 | Santiago de Compostela - Negreira

Weil ich den einen Tag Ruhe kaum ausgehalten habe, geht es auch direkt weiter - in 100 km ans "Ende der Welt". Den Camino Finisterre als kleine Draufgabe quasi noch dazu. Heute stehen 23 km an. Ich kann mich sofort neu motivieren und genieße Abschnitte in meinen Barfußschuhen. Wit treffen wenige Pilger und schlafen wieder in einer vorgebuchten Unterkunft. 

Tag 26 | Negreira - Olveiroa

Heute treffen wir am Weg Rui, verlaufen uns und werden dankenswerterweise von einem Mann und dessen Auto wieder auf den richtigen Weg gebracht. Es sind schöne Gespräche, die die 34 km wie im Flug vergehen lassen. Später stößt auch Jose aus Argentinien zu uns, wir essen gemeinsam und übernachten in der Gemeindeherberge.

Tag 27 | Olveiroa - Fisterra

Der letzte Tag führt nun wirklich ans Ende, weiter geht es dann auch nicht mehr. Ich bestreite auch heute größere Stücke alleine, weil mein Begleiter, wie gestern auch schon an zu vielen Blasen und geschundenen Füßen leidet. Es ist sehr heiß aber ich genieße meine letzten Stunden als Pilgerin am Camino und erfrische mich am ersten Meerabschnitt der sich mit bietet. Das Ankommen am Meer ist magisch. Wir werden nicht nur mit einem traumhaften Sonnenuntergang, sondern auch mit einem Supermoon belohnt. Gitarrenklänge versüßen diesen besonderen Moment und die einzigartige Atmosphäre. Mir wird schnell klar, das mag das Ende sein, aber es ist sicherlich nicht das Ende meiner Fernwander und Camino Passion - es war gerade mal der Anfang!

Tag 28 | Fisterra - Staniago de Compostela (Bus)

Tag 28 ist wieder ein Relaxtag. Ich hole mir die Urkunde für den Camino Finisterre, wir genießen ein italienisches Mittagessen und der Bus bringt und schließlich wieder zurück nach Santiago. Nach zirka 28 Tagen zu Fuß fühlt sich das Nutzen eines Transportmittels tatsächlich sehr ungewohnt an - wie wohl der Heimflug werden wird? Und das U-Bahn-Fahren in Wien? Trotzdem freue ich mich nach einem Monat am Weg wider auf zu Hause. 

©2023 lenas.trail

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