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Camino Portugués (PT & ES)

Der Camino Portugués, oder Portugiesischer Jakobsweg, ist eine bemerkenswerte Pilgerstrecke, die Pilgernde auf eine Reise durch Portugal und Nordspanien führt. Innerhalb von nur wenigen Jahren hat er sich zum zweitbeliebtesten Jakobsweg der Iberischen Halbinsel entwickelt. Von der historischen Stadt Porto in Portugal bis zum Ziel in Santiago de Compostela in Spanien erstreckt sich der Camino Portugués über etwa 240 km. Die Route führt durch malerische Dörfer, über grüne Hügel und entlang der wilden Atlantikküste Portugals, was eine Vielfalt an landschaftlichen Eindrücken und kulturellen Entdeckungen bietet. Die ideale Zeit für eine Pilgerreise auf dem Camino Portugués erstreckt sich von Frühling bis Herbst, wobei der Frühling und der Herbst mildere Temperaturen und weniger Besucher bringen. Eine angemessene körperliche Vorbereitung ist ratsam, um die Herausforderungen des Weges zu bewältigen, der zwar weniger anspruchsvoll ist als einige der längeren Jakobswege, aber dennoch Ausdauer erfordert.

Planung und Vorbereitung

Wir waren zum Zeitpunkt unserer Reise recht fit - da wir viel laufen waren und auf einen Halbmarathon hin trainierten. Wenn es euer erster Camino sein sollte und ihr auch sonst wenig Ausdauersport macht, empfehle ich euch 2-3 Monate vor Reisebeginn mit der Vorbereitung zu starten (siehe Camino Frances). Wichtig ist jedenfalls, dass ihr euch an Socken, Schuhe und den Rucksack mit Gewicht gewöhnt.

Die beste Zeit für den Jakobsweg ist der Frühling und der Herbst, da es im Sommer schon sehr heiß werden kann. Wir waren Anfang August unterwegs, es war wunderschön aber an den allermeisten Tagen auch recht heiß. Regen hatten wir nur an einem Tag.

Der Weg ist je nach Etappe gar nicht oder etwas begangen. Gerade ab Spanien sind uns dann mehr Pilgergruppen begegnet. In den allermeisten Ortschaften am Weg gibt es Pilgerunterkünfte, Bars und Restaurants. Wir haben unsere Hotels und Unterkünfte immer ein paar Tage im Voraus oder am Tag der Ankunft gebucht - das hat ganz gut funktioniert und uns Flexibilität gelassen. Komplett ohne Buchung wollten wir nicht riskieren - es gibt deutlich weniger Angebot als am Hauptweg (Camino Frances) und wir wollten auch nicht in Pilgerunterkünften sondern präferiert in Hotels schlafen. 

Buchtipp: Für die Vorbereitung und zum Mitnehmen empfehle ich wieder aus der Reihe OUTDOOR Portugal Spanien: Jakobsweg Caminho Português von Porto nach Santiago und Finisterre

Etappen und Dauer

Einige Pilger starten bereits in Lissabon, der Großteil aber in Porto. Von Porto gibt es zwei Möglichkeiten: 1) den Weg an der Küste (260 km) oder 2) den traditionellen zentralen Weg (240 km). Wir wollten unbedingt die Küste entlang gehen und so haben wir uns gar nicht lange mit der anderen Option beschäftigt. Ihr findet die Etappen aber unten unter "Typische Etappen" aufgelistet. 

Meine Etappen (Küstenweg):

Tag 1: Porto - Vila Cha (25 km)

Tag 2: Vila Cha - Apulia (28 km)

Tag 3: Apulia - Viana do Castelo (41 km)

Tag 4: Viana do Castelo - Caminha (30 km)

Tag 5: Caminha - Valenca (30 km)

Tag 6: Valenca - Veigadana (28 km)

Tag 7: Veigadana - Pontevedra (36 km)

Tag 8: Pontevedra - Caldas de Reis (24 km)

Tag 9: Caldas de Reis - Teo (32 km)

Tag 10: Teo - Santiago de Compostela (14 km)

Typische Etappen (Traditioneller zentraler Weg): 

Tag 1: Porto -  Vilarinho (26 km)

Tag 2: Vilarinho - Barcelinhos/Barcelos (28 km)

Tag 3: Barcelinhos/Barcelos - Vitorino dos Piaes (21 km)

Tag 4: Vitorino dos Piaes - Rubiaes (30 km)

Tag 5: Rubiaes - Tui (18 km)

Tag 6: Tui - Redondela (32 km)

Tag 7: Redondela - Pontevedra (19 km)

Tag 8: Pontevedra - Caldas de Reis (24 km)

Tag 9: Calas de Reis - Teo (32 km)

Tag 10: Teo - Santiago de Compostela (14 km)

Equipment und Packen

Das Equipment entspricht dem typischen Camino-Equipment. Wir waren ohne Zelt aber zur Sicherheit mit Schlafsack unterwegs (den haben wir jedoch so gut wie nicht gebraucht), Snacks hatten wir dabei - Frühstück, Mittag- und Abendessen gab es aber unterwegs bzw. einmal haben wir selbst gekocht. Das Essen war gut, wenn auch bei weitem nicht mit Italien zu vergleichen. Oft gab es für uns Pommes, Käsetoast und Tapas.

Oben auf der Seite findest du meine Packliste für Caminos als Checkliste. Öffne sie gerne im Browser, bearbeite das PDF oder druck dir die Liste aus. Wenn ich bei einzelnen Items eine konkrete Empfehlung abgebe und Produkte verlinke, dann habe ich dazu sehr viel Research betrieben und bin sehr zufrieden. Wenn bei Items "Zum Beispiel" dabei steht, dann ist die Differenzierung normalerweise nicht so groß oder ich habe ein ähnliches Produkt. Ich bestelle mein gesamtes Equipment online und kann folgende Seiten sehr empfehlen: campz, bergzeit, trekking-lite und amazon.

Mein Camino Portugués | 2019

Der Camino Portugués ist ein wunderbarer Trail und das Beste an ihm ist, dass man ihn auch als Normalbürger:in mit zwei Wochen Sommerurlaub gut gehen kann. Das Besondere am Trail ist, dass er viele Tage am Meer verläuft und auch sonst durch viele wunderschöne malerische Dörfer führt. So habe ich meinen damals Freund (heute Verlobten), der ohne jegliche Fernwandererfahrung war, auch schnell von der Idee überzeugen können, so unseren ersten gemeinsamen Urlaub zu verbringen. Davor haben wir natürlich dafür gesorgt, dass er auch ordentlich mit Equipment ausgestattet ist.

Mit dem Flugzeug geht es für uns von Wien nach Porto. Vor Ort genießen wir einen wunderbaren Brunch, die portugiesischen Fliesen und Drinks von Straßenständen. Porto ist malerisch und gerade die Altstadt verdient ihren Status als Weltkulturerbe. Ein wunderschöner Start in unseren Urlaub mit immerhin 15 km durch die Stadt. Weniger schön war leider, dass unsere eingecheckten Wanderstöcke, Sonnencreme und Magnesium-Tabletten leider nicht mit uns angekommen sind. 

Tag 1 | Porto - Villa Cha

Gut erholt und wegen der gewonnenen Stunde topfit, starten wir um 06:30 in den Tag. Unser eingechecktes Gepäck hat uns bedauerlicherweise noch nicht erreicht, wir gehen aber trotzdem los. Von Porto geht es direkt runter zur Küste und dann eigentlich den ganzen Tag mit Meer zur Linken Richtung Norden. Eine kleine Pause machen wir in Matosinhos und dann geht es den restlichen Tag an Strandbar für Strandbar (größtenteils) vorbei bis nach Vila Cha. Die 25 km in der Sonne waren anstrengend und so erholen wir uns erst ein bisschen - nach Dusche und Wäschewaschen - in unserer netten Unterkunft. Abends finden wir dann auch noch einen Stempel und einen Radler und begießen damit unseren ersten Tag am Trail. Wunderschön war auch der Strandspaziergang bei Sonnenuntergang entlang von wunderschön bunten Häuschen und Booten. 

Tag 2 | Villa Cha - Apulia

Der nächste Tag startet wieder um 06:30 mit einem schönen Holzpfad entlang des Strandes. Mit 5 neuen Stempeln in unserem Pilgerpass und nach ca. 11 Stunden unterwegs, erreichen wir unser Nachtquartier - einen Campingplatz nahe Apulia. Der Tag war geprägt von vielen verschlossenen Kirchen, aber immerhin einer offenen, Kebab und Schokolwaffeln und 1,5 Liter weißem Sangria. Nach endlosen Telefonaten und beinahe verlorener Hoffnung erreicht uns heute auch noch unser aufgegebenes Gepäck. Wir kochen Pasta und fallen erschöpft ins Bett.

Tag 3 | Apulia - Viana do Castelo

Tag 3 hat es in sich - und zwar so richtig. Es ist ein Tag voller Abwechslung, was die Landschaft betrifft (von der Kulinarik lässt sich das leider nicht behaupten). Am Anfang geht es durch hügelige Ortschaften größtenteils mit Blick aufs Meer, dann über idyllische Wälder und plätschernde Flüsse weiter bis nach Santiago - noch nicht unser Endziel aber sehr nett gelegen mit Kirche und Platz zum Rasten. Dann weiter durch den Wald und schließlich über die (gefühlt) längste Brücke der Welt zum Hotel und damit wieder ans Meer. Und es ist ein Tag voller Topleistung: Die laut Führer geplanten 33,7 km werden mit diversen Schlenkern zu Kirchen, Bars und Cafes und schließlich auch zum Hotel zu ganzen 40,5 km. Die letzten km sind besonders hart, aber wir kämpfen uns durch.

Tag 4 | Viana do Castelo

Nach der Anstrengungen der Vortage legen wir einen Pausentag in Viana do Castelo (der angeblich schönsten Stadt am Camino) ein. Wir tun dies, um unsere Füße für die bevorstehenden Märsche zu schonen (auch meine unteren Waden leiden ziemlich unter der Hitze und zeigen Anzeichen einer Sonnenallergie) und, um uns Zeit für die Stadt zu nehmen. Lustigerweise findet an diesem Tag auch ein Jahrmarkt statt und wir genießen eine Fahrt mit dem Riesenrad und Zuckerwatte. 

Tag 5 |  Viana do Castelo - Caminha 

Heute starten wir um 07:00 in den Tag. Es geht weiter Richtung Norden, zuerst die Küste entlang, dann wieder durch schöne Ortschaften und vorbei an vielen "singenden" Kirchen zum 15. August. Davor verkaufen Damen Kekse. Das letzte Stück geht wieder die Küste entlang und nach 30 km kommen wir recht entspannt am Zielort an. In Caminha haben wir wieder ein schönes Hotel und gönnen uns ein gutes Glas Rotwein und Burger. 

Tag 6 | Caminha - Valenca

Der heutige Tag ist der letzte komplett in Portugal. Nach einem 30 km Gewaltmarsch in der prallen Sonne entlang verlorener Flußuferpfade und Schleichwegen erreichen wir das Ende unserer Zeit in Portugal. Nach einem malerischen Picknick unter dem Olivenbaum zu Mittag, verbringen wir den Abend in der Altstadt von Valenca - einer Hochburg der portugisieschen Architektur. Auch hier lohnt es sich etwas Zeit mitzubringen um die Stadt zu genießen.

Tag 7 | Valenca - Veigadana

Etwas später als ursprünglich geplant verlassen wir unser Hotel in Valenca um wie gestern Abend nochmals die alte und absolut sehenswerte Stadtfestung zu erklimmen. Dort lassen wir es uns nicht nehmen ein letztes Frühstück ins Portugal zu bestellen. Diesmal ohne Käsetoast aber mit gewohnter Freundlichkeit der Portugiesen. Kurz danach überqueren wir die, von Gustave Eiffel inspirierte Brücke, die Portugal mit Spanien verbindet und freuen uns über die grenzelose Freiheit. In Spanien geht es durch Sätdchen und Wälder, Flüssen entlang immer weiter bis zur Industriestadt O Porrino, wo wir etwas verweilen und sicherstellen, dass wir 3 km weiter ein Bett bekommen. Zum ersten Mal schlafen wir heute wie echte Pilger in einem Schlaafsal.

Tag 8 | Veigadana - Pontevedra

Heute beginnt unser Tag schon um 05:30, an länger schlafen war dank 14 anderer Pilger im Schlafsaal auch nicht zu denken. Nach einem schnellen Start nimmt unser Glück aber eine schnelle Wendung und nach nur etwa 3 km bricht der Regen über uns herein. Nach weiteren 2 km finden wir in einer alten Bushaltestelle Unterschlupf. Etwa eine halbe Netflixfolge später können wir aber unsere Pilgerreise wieder aufnehmen. 

Zu den Highlights des Tages zählen die erste Tortilla am Weg, eine fantastische Lasagne in Pontevedra und die Perspektive auf eine Nacht im Doppelzimmer ohne andere Pilger. Heute sehen wir zum ersten Mal auch wieder Pilger mit Tagesrucksäckchen, die sich ihr Gepäck von Unterkunft zu Unterkunft bringen lassen - nur die halbe Experience in unseren Augen. 

Tag 9 | Pontevedra - Caldas de Reis

Spät aber gut ausgeschlafen und mit leckerem Frühstück im Bauch geht es heute nach einem Hallo an die Divina Peregrina in Pontevedra, vorwiegen durch Weinreben weiter Richtung Norden. Wir deuten die Vielfalt und Schönheit dieser als Zeichen es nach dem leckeren italienischen Wein gestern doch noch mal mit einem Spanischen zu probieren und bestellen zum Tagesabschlusse eine Flasche Rey Lafuente. Heute sind uns besonders viele Tiere begegnet. Neben den gewohnten Hunden und einsamen Pferden, waren es heute auch Ziegen, Schafen, Schlangen, Eideichsen und Mini-Komodowarane.

Tag 10 | Caldas de Reis - Teo

Mit müden Körpern aber voller Vorfreude starten wir heute in unseren letzten vollen Pilgertag, bevor wir morgen ganz entpsannt in Santiago einmarschieren wollen. Die einzig große Pause des Tages gibt es nach 18 km in Pimientos und der Legende nach an dem Ort, an dem die Gebeine des Heiligen Jakobs Spanien erreichten. Zu den kulinarischen Highlights zählen Gambas, Pimientos und noch mehr Tortilla. Am Abend sind wir die einzigen Gäste im einzigen Restaurant das vom einzigen Hotel aus zu Fuß erreichbar ist. 

Tag 11 | Teo - Santiago de Compostela 

Heute heißt es wieder früh aufstehen, schließlich wollen wir vor den Pilgermassenströmen ankommen. In mittlerweile fast professioneller Manier, absoliveren wir die letzten 14 km und erreichen zum Glockenschlag um 09:00 die Kathedrale. Glücklich und ziemlich stolz posieren wir vor dieser und lassen uns unsere Leistung mit den Pilgerukrunden offiziell bestätigen. Dann gibt es erstmal einen wohlverdienten Brunch und wir lassen uns, wie die Pilger früher von der Kirche, von Mango und Zara neu einkleiden. Es folgen Stunden der Entspannung in der Stadt und Badewanne. Und wir genießen Tapas und Aperol Spritz in einem sehr netten Cafe (wir wollen ja nicht zu spanisch werden). 

Tag 13 | Santiago de Compostela

Heute ist Entspannung pur am Programm. Ausschlafen bis 08:30, gemütliches Frühstück und dann viel spazieren, Kaffee trinken, tratschen und Leute beobachten.

Tag 14 | Santiago de Compostela

Heute juckt es uns schon wieder in den Beinen und so starten wir mit einem Morgenlauf in den Tag. Es folgt ein Frühstück und um Punkt 09:00 stehen wir in der Schlange um die Kathedrale zu besichtigen. Wir bedanken uns bei Santiago, umarmen ihn wie es die Tradition will und werfen einen Blick auf Botafumeiro, der momentan aufgrund von Renovierungsarbeiten in der Kathedrale still steht. Nach einem Cafe besichtigen wir noch das erstaunlich leere Pilgermuseum und lernen die Geschichte des Pilgerns, Jakobs sowie der Stadt kennen. Nach dem produktiven Mogen wenden wir uns dann wieder Netflix, Drinks und Entspannung zu. Morgen geht es dann mit vielen Tartas de Santiago im Gepäck nach Wien zurück.

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©2023 lenas.trail

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