Franziskusweg (IT)
Der Franziskusweg in Italien erstreckt sich über eine Strecke von rund 500 km und führt Pilgernde durch die malerische Landschaft Umbriens und der Toskana. Diese historische Pilgerroute ist nach dem Heiligen Franziskus von Assisi benannt. Der Weg ist gesäumt von spirituellen Stätten und Klöstern, die eng mit dem Leben und der Lehre des Heiligen Franziskus verbunden sind. Pilger haben die Möglichkeit, die faszinierende Geschichte und Kultur der Region zu erleben, während sie auf den Spuren des Heiligen wandeln. Die Pilger können sich auf eine vielfältige Landschaft, von grünen Wäldern über Weinberge bis zu historischen Stätten, einstellen, die den Weg gemeinsam mit der großartigen Kulinarik zu einer unvergesslichen Erfahrung machen. Die ideale Jahreszeit für diese Pilgerreise erstreckt sich von Frühling bis Herbst und eine gewisse Grundfitness ist unabdingbar.
Planung und Vorbereitung
Der Franziskusweg bedarf ob seiner relativ leichten Beschaffenheit keiner besonderen Vorbereitung. Eine gewisse Grundfitness und gutes Equipment sind jedoch wie bei jedem Weitwanderweg ein Muss. Die beste Zeit für den Franziskusweg ist der Frühling und der Herbst, da es im Sommer schon sehr heiß werden kann. Wir waren Ende Juni unterwegs - da waren die Temperaturen teilweise schon sehr hoch und wir haben versucht, die Zeit in der Mittagssonne maximal zu reduzieren.
Für eure Reiseplanung könnt ihr Assisi sehr gut mit dem Zug erreichen. Von Wien oder Wiener Neustadt erreicht man die Stadt mit dem Nachtzug und einmal umsteigen wunderbar.
Der Weg ist nicht stark begangen und daher sind die Ortschaften, die man durchwandert auch nicht mit Pilgerunterkünften übersät. Es empfiehlt sich daher dringend, alle Unterkünfte (idealerweise inklusive Verköstigung) vorab zu buchen und die Routenplanung entsprechend anzupassen (nicht alle Unterkünfte werden direkt auf der Route liegen). Ich würde euch auch nicht empfehlen den Weg alleine zu gehen - da so wenige Personen am Trail unterwegs sind und sich die Etappen doch schon auch sehr ziehen können, empfehle ich das Wandern in einer Gruppe.
Buchtipp: Richtig Vorfreude auf den Franziskusweg hat mir dieser Bildband gemacht. Für die Vorbereitung und zum Mitnehmen empfehle ich wieder aus der Reihe OUTDOOR Franziskusweg.
Etappen und Dauer
Insgesamt führt der Franziskusweg auf einer Gesamtlänge von ca. 500 km von La Verna (Florenz) nach Rom. Der Abschnitt von Assisi nach Rom ist ca. 250 km lang. Streckenweise ist der Weg mit blau-gelben Tafeln der Via Francigena di San Francesco / Via di Roma gekennzeichnet, die Beschilderung ist aber deutlich unregelmäßiger als auf den spanischen Caminos.
Die Etappenplanung hat damals mein Vater übernommen und wir waren damit sehr zufrieden. Die Kilometerangaben sind als Richtwerte zu verstehen und hängen stark davon ab wo ihr übernachtet. Untenstehend liste ich euch noch die Etappenplanung auf, die man typischerweise in Führern findet.
Unsere Etappen:
Tag 1: Assisi - Spello (17 km)
Tag 2: Spello - Protte (30 km)
Tag 3: Protte - Caselli (27 km)
Tag 4: Caselli - Piediluco (29 km)
Tag 5: Piediluco - Rieti (28 km)
Tag 6: Rieti - Poggio San Lorenzo (28 km)
Tag 7: Poggio San Lorenzo - Canetto (28 km)
Tag 8: Canetto - Monterotondo (28 km)
Tag 9: Monterotondo - Rom (28 km)
Typische Etappen:
Tag 1: Assisi - Foligno (23 km)
Tag 2: Foligno - Settecamini (20 km)
Tag 3: Settecamini - Spoleto (12 km)
Tag 4: Spoleto - Macenano (24 km)
Tag 5: Macenano - Piediluco (24 km)
Tag 6: Piediluco - Poggio Bustone (17 km)
Tag 7: Poggio Bustone - Rieti (19 km)
Tag 8: Rieti - Poggio San Lorenzo (22 km)
Tag 9: Poggio San Lorenzo - Kloster Farfa (20 km)
Tag 10: Kloster Farfa - Montelibretti (19 km)
Tag 11: Montelibretti - Monterotondo (18 km)
Tag 12: Monterotondo - Rom (28 km)
Equipment und Packen
Das Equipment entspricht dem typischen Camino-Equipment. Wir waren ohne Zelt aber zur Sicherheit mit Schlafsack unterwegs (den haben wir jedoch so gut wie nicht gebraucht). Snacks hatten wir dabei - Frühstück, Mittag- und Abendessen gabe es aber unterwegs, d.h. wir haben nicht selbst gekocht. Das Essen war in jedem noch so kleinen Ort und in jeder noch so abgelegenen Unterkunft so derartig gut, dass ich ohnehin empfehlen würde, euch das nicht engehen zu lassen. Für Mittags hatten wir meistens Brot, Gemüse und Käse vom Supermarkt oder Markt eingekauft.
Oben auf der Seite findest du meine Packliste für Caminos als Checkliste. Öffne sie gerne im Browser, bearbeite das PDF oder druck dir die Liste aus. Wenn ich bei einzelnen Items eine konkrete Empfehlung abgebe und Produkte verlinke, dann habe ich dazu sehr viel Research betrieben und bin sehr zufrieden. Wenn bei Items "Zum Beispiel" dabei steht, dann ist die Differenzierung normalerweise nicht so groß oder ich habe ein ähnliches Produkt. Ich bestelle mein gesamtes Equipment online und kann folgende Seiten sehr empfehlen: campz, bergzeit, trekking-lite und amazon.
Mein Franziskusweg | 2018
Der Franziskusweg hat sich relativ spontan für mich ergeben - ich habe mich einer erfahrenen Pilgergruppe rund um meinen Vater angeschlossen, die schon im Jahr zuvor die Strecke Firenze bis Assisi gewandert ist. 2018 stand nun das Stück von Assisi bis Rom an und sollte in einer Woche ganz gut machbar sein. Mit dabei war auch Kettj, eine Italienerin, die die Gruppe das Jahr zuvor am Weg kennengelernt hatte.
Tag 1 | Assisi - Spello
Mit dem Zug kommen wir mehr oder weniger ausgeschlafen in Assisi an, treffen dort Kettj und wandern mit Trompetenklang los - ja einer der Pilger hat seine ultralight-Reisetrompete mitgebracht! Gemeinsam geht es voll Vorfreude los Richtung Basilica di San Francesco. Die Altstadt thront wunderschön vor uns und links entlang des Weges blühen Sonnenblumen. In der Basilica holen wir uns unseren ersten Stempel für den Pilgerausweis und weiter geht es über Monte Subasio nach Spello. Zwischendurch machen wir in entlang des Weges aufgehängten Hängematten Rast und schauen uns das Kloster San Damiano an - was mich weniger interessiert. Mehr interresiert mich da schon die Trüffelpasta in Spello. Nach dem Abendessen geht es für uns noch ein paar Kilometer zur Unterkunft, wo wir uns von diesem schönen ersten Tag erholen.
Tag 2 | Spello - Protte
Um Punkt 07:00 stehen wir am nächsten Tag auch schon wieder bei strahlend blauem Himmel im Garten unserer Unterkunft für unser tägliches Gruppenfoto. Die Temperaturen sind teilweise gewaltig und so bin ich mit kurzer Short und T-Shirt, viel wichtiger aber noch mit Sonnenhut und Sonnenbrille bereits ab frühmorgens unterwegs. Um 08:00 und mit den ersten Kilometern in den Beinen gibt es Frühstück an der Bar - Brioche und Caffè - viva Italia! In Foligno mit seinen wunderschönen Einkaufsstraßen gibt es die nächste kurze Pause und in Trevi das erste Bier - bzw. sorgt Kettj dafür, dass ich sogar einen Radler bekomme. Der Rest des Weges zieht sich - aber immerhin tut er das durch eine wunderschöne Landschaft. Und das Gute am Wandern in Italien: am Abend wartet wieder ein wunderbares Essen auf uns. Dieses Mal sind die Antipasti Teller ein absolutes Highlight. Wir übernachten in einem schönen Agriturismo.
Tag 3 | Protte - Caselli
Am nächsten Tag verabschieden wir uns von den Zicklein der Eigentümer des Agriturismo und marschieren direkt nach Spoleto. Die Stadt ist sehr süß, es gibt eine schöne Kirche und fantastische Bäckereien mit kleinen Leckereien. Über die Ponte delle Torri verlassen wir schließlich die Stadt. Wenn ich mich richtig erinnere, war die Brücke damals gesperrt - für uns aber der einzige Weg - und somit begaben wir uns mit etwas Bauchweh und gleichsam Abenteuerlust auf und über diese. Die Brücke ist schon ziemlich beeindruckend. Weiter führte uns der Weg dann lange durch sehr schöne Wälder und zahlreiche Familien begegneten uns bei Ihren Spaziergängen und Ausflügen durch diese. Wir wandern durch Monteluco und mit viel bergauf und bergab, hat es dieser Tag so richtig in sich. Um 16:00 machen wir noch eine letzte Pause und starten dann den Endspurt Richtung Caselli. Das Restaurant befindet sich glücklicherweise direkt neben unserer Unterkunft, sodass wir nach dem Essen nur noch ins Bett fallen müssen.
Tag 4 | Caselli - Piediluco
Von Caselli geht es über die Städtchen Ferentillo, Arrone und Marmore, wo wir auf einer Baustelle den einzig verfügbaren Schatten nutzen (schön war's nicht), nach Piediluco. Für mich geht es die letzten Kilometer auch nicht mehr auf den Beinen sondern auf Schienen mit dem Zug zu unserem Etappenziel. Die Sonne gepaart mit wohl etwas zu kleinen Schuhen (wie kam ich auch auf die Idee einem anderen Modell zu vertrauen) verlangen ihre Opfer und so sind meine Füße von Blasen geplagt. In Piediluco erwartet uns eine sehr nette Unterkunft direkt am Wasser und mit eigenem Restaurant. Der Blick auf den See hat etwas wahnsinnig Beruhigendes und der Sprung in den Pool tut sehr gut nach unseren ersten 4 Tagen am Franziskusweg und 4 Tagen unter der prallen Sonne.
Tag 5 | Piediluco - Rieti
Nach den Schmerzen des Vortages ist für mich klar - ich muss einen Tag Pause machen. Ich entscheide mich also schweren Herzens und weil die heutige Etappe wohl landschaftlich auch bescheiden ist, mit dem Bus an das Tagesziel Rieti zu fahren. In der Stadt kaufe ich mir ein Paar Trail Running Schuhe - zirka 5 Nummern zu groß, aber für meine geschundenen Füße das einzig erträgliche und man muss wohl auch zugeben verfügbare in dieser kleinen Stadt -, kaufe Mini-Leckerein (Mini Tiramisu, Küchlein, Profiteroles, ...), womit ich die Pilger später empfangen werde und genieße die Stadt und die Bars. Am Abend gehen wir wieder fantastisch essen - diesmal wird ein Riesen-Spaghetti-Teller in die Mitte gestellt - ein Festmahl für die müden Pilger und wir gratulieren dem jungen Koch zur erbrachten Leistung.
Tag 6 | Rieti - Poggio San Lorenzo
Tag 6 tue ich mir dann wieder zu Fuß an und das funktioniert nach dem Pausentag und in meinen neuen XXL-Schuhen auch gut. Landschaftlich ist der Weg auch recht schön und geht leicht von den Füßen. In Poggio San Lorenzo erwartet uns wieder eine wunderschön gelegene Unterkunft, die sich wohl eher als Oase beschreiben lässt (heißer Tipp: Agriturismo Santa Giusta). Wir entspannen am Pool und werden mit einem fantastischen 3-Gänge-Menü in Wohnzimmeratmosphäre verwöhnt. Neben uns gibt es nur vereinzelt andere Pilger:innen und wir fühlen uns schnell zu Hause.
Tag 7 | Poggio San Lorenzo - Canetto
Tag 7 starten wir, wie auch schon einige Tagen zuvor, mit einer Yoga-Einheit im Garten. Es fällt fast ein bisschen schwer diese Oase zu verlassen, aber wie das so ist als Pilger:in - es geht immer weiter. Heute führen uns einige Streckenabschnitte mal wieder Straßen entlang - aber das ist okay, die Stimmung ist gut. In Fara in Sabina gibt es für mich ein Eis und einen Cafe und für Kettj und mich Blumen ins Haar - so läuft es sich gleich viel beschwingter. Kurz nach Carlo Coros treffen wir am Weg auf ein supersüßes Welpenbaby, welches uns weiter beflügelt. Wir machen eine Pause in Toffia und eine weitere nach der Besichtigung des Farfa Kloster. Es gibt es leckeres Klosterbier. Vom Kloster geht es dann in zirka 2 Stunden zu unserer Unterkunft in Canetto.
Tag 8 | Canetto - Monterotondo
Tag 8 spulen wir gut ab. Mittlerweile funktioniert alles schon ohne viel Denken. Unser Frühstück an der Bar, unsere Mittagsschläfchen im Schatten, unser Nachmittagssnack und die Bestellung von Zucker zum Salat für einen unserer Pilger - die regelmäßig alle Kellner in Angst und Banage, zumindest aber in Unglauben versetzt. Unser letzter Aufenthalt vor Zielerreichung, bringt uns in ein Sporthotel in Monterotondo. Von diesem Abend ist mir insbesondere das leckere Tiramisu noch in Erinnerung. Das Wandern wird immer nebensächlicher, der kulinarische Genuss immer wichtiger.
Tag 9 | Monterotondo - Rom
An Tag 9 ist es dann endlich so weit - wir marschieren in Rom ein. Die Etappe hat es noch einmal in sich und insbesondere die letzten Kilometer in die Stadt hinein ziehen sich fast unerträglich. Umso schöner ist es dann aber, als wir nach unseren wiederrum zirka 30 km vorm Petersdom stehen uns im Pilgerbüro unsere Pilgerurkunden abholen. Der Empfang im Pilgernbüro hätte herzlicher sein können, finden wir, freuen uns dann aber einfach mit- und übereinander. Was für ein toller Camino dieser doch wieder war!